„Stadtgefüge“

Als ich mehrere Jahre in Kopenhagen lebte und arbeitete bewirkte die Stadtlandschaft intensive Reflexionen über das Eingekapselte der urbanen Existenz. Die Isoliertheit der Einzelindividuen, die sich in ihren Wohneinheiten innerhalb von Hochhäusern verschanzen, durch rasterartige Infrastrukturen verbinden und umgeben sind von Natur in einer eingefriedeten, „eingesperrten“ Situation wie in einem Zoo hat mich stark beeindruckt.  Die Ähnlichkeiten der menschlichen Existenz mit der Existenz der Naturfragmente war frappant: kontrolliert, unter Dauerbeobachtung und im Stress.
Natur wurde mir durch die Stadt entweder als romantische Illusion unter kontrollierten Bedingungen vorgeführt oder ist auf Friedhöfen, Autofriedhöfen und Fussballplätzen im Exil. Dort wird sie möglicherweise noch von einem verliebten Paar gesucht und geschätzt...
Konkret hat mich hier das vorgefundene Material, diese Stanzen, zu der Arbeit  inspiriert, weil sie auf engem Raum einen rechteckigen Rahmen vorgeben und damit Anpassung an ein gegebenes System erzwingen.
So wie im Fall dieser Arbeit interessiert mich die Herkunft meiner Materialien ständig wieder.  Ich stelle meine Malgründe entweder selbst her oder ich finde sie an oft unwahrscheinlichen Orten. Dadurch schreiben sich solche Orte auch in meine Arbeiten mit ein. Ich benutze gerne altes Holz, weil sich damit auch eine Verbindung zur Natur und zum Prozesshaften des Lebendigen ergibt. Zusätzlich arbeite ich Fundstücke ein, die deutliche (Ab)Nutzungsspuren aufweisen, die alle eine Geschichte haben und gewissermaßen „vom Leben gezeichnet“ sind. Darunter sind neben dem, was landläufig als „Abfall“ gehandelt wird (z.B. altes Linoleum) auch alte Handwerkskunstobjekte oder auch organische Fundstücke, etwa Überreste von Pflanzen und Tieren. Durch die Verwendung dieser Objekte stellen sich neue Kontexte her, in denen meine Reflexionen und Intentionen mit der Herkunft und den vergangenen Intentionen der verwendeten Objekte einen Dialog erzeugen.