"Tina on my mind" Portrait 16 teilig (30x30) 2012
"Tina on my mind" Portrait 16 teilig (30x30) 2012

Zentral für das Werk von Gertrud Birgfellner ist der in die Natur gesetzte Mensch. Er ist eine Frau, ihr Mensch ist weiblich. Sie löst Natur in sich auf, transformiert sich im Material, wird zu Schrift und Kontext, wird Teil der Natur und des Kosmos und der Kosmos wird Teil von ihr. Verwandlung, Verwesung, Erlösung. Sie erscheint embryonal, lebendig und erstarrt, schläft einen Totenschlaf. Um sie herum wuchert die Erde, wächst in alle Richtungen: in die Richtung des Lebens oder des Sterbens. 

 

Auch das Sterben ist der Künstlerin Natur und Material: objéts trouvées aus den Wäldern und Gärten ihrer Lebensumgebung werden eingebunden in die Darstellungen von Lebensprozessen und Lebenskrisen von Transformations- und Reifungsprozessen. Was Menschen tun und schaffen und welche Momente im Leben sie festhalten mit Blicken und Gegenblicken. Die Arbeiten der Künstlerin blicken zurück: auf die Geschichte, erfahren an ihrer eigenen konkreten Biographie aber dennoch immer auch exemplarisch für ein Künstlerinnenleben unter den zeitgenössischen Bedingungen. Aber sie blicken auch zurück auf diejenigen, die diese Arbeiten betracheten: auf das Publikum. 

 

Dabei erlaubt die Darstellungsweise von Gertrud Birgfellner den BetrachterInnen die Überlegungen und Reflexionen der Arbeiten nicht nur nachzuvollziehen, sondern diese gelegentlich weiterzudenken und sich in ihnen auch ein wenig zu verlieren. Sich zu verlieren in endlosen und doch zyklischen Prozessen, denen jedoch sehr spezifische Individualitäten eingeschrieben sind und unverwechselbar bleiben. Konkrete Erfahrungen, die eingebunden werden in einen Strom gesellschaftlicher Erfahrungen und darum zu/m/r BetrachterIn auch so deutlich sprechen. 

 

Die Sprache ihrer Bilder ist detailverliebt, barock und in sich gekehrt, immer ein wenig memento mori in erdigen Tönen voll melancholischer Innerlichkeit, die kontrapunktisch aufgebrochen wird von schockhaften Eruptionen. Und in der Natur findet sich die Lösung und Beruhigung, Muttererde, Muttersprache und Geborgenheit.

 

Verfasst von Mag. Nora Hermann